{Interview} – fünf Beziehungsfragen an Eva Dietsche, vierfach Mama, Pädagogin & Bloggerin
Liebe Eva,
als vierfach Mama, Ehefrau und Selbständige hast du im Alltag ziemlich viel um die Ohren. Nebenbei bloggst du auf www.vorzeigefamilie.de über euren Familienalltag. Was ist aus deiner Sicht das Geheimrezept für einen gut funktionierenden Familienbetrieb? Und was denkst du, würde dein Mann dazu sagen?
(Lacht) Nach dem Geheimrezept suche ich noch! Aber im Ernst. Mich hat das lange Zeit unter Druck gesetzt, dass es bei vielen so aussieht, als ob sie alles spielend leicht unter einen Hut bekommen. Erst beim genauen Hinsehen merkt man aber, es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Ich habe mich von dem Anspruch verabschiedet, dass alles perfekt sein soll. Und trage das gerne so weiter.
Bei uns fliegen manchmal die Fetzen, oft ist Chaos in der Bude, ich komme meistens zu spät und manchmal gibt es einfach nur schnell Spaghetti.
Wir versuchen uns genug Zeit für die Kinder zu nehmen. Aber meine Arbeit ist für mich sehr wichtig. Die Kinder wissen das und mein Mann unterstützt meine Projekte. Bei uns hat jeder eine Stimme, die wird gehört (dabei müssen schon die Kleinen versuchen, ihre Wünsche oder Gefühle zu äußern – und das klappt wirklich gut) und dann wird entschieden, wie wir alles kombinieren können.
Wie würdest du euer Elternsein im Laufe der Zeit und der vier Geburten beschreiben? Gab es da eine Veränderung? Lebt ihr klassische Rollenaufteilungen? Und wenn ja wurde das im Vorfeld besprochen?
Hmm, wir haben vieles auf uns zukommen lassen. Ganz konventionell. Ohne definierte Zukunftspläne ganz klassisch geheiratet, das erste Kind bekommen, dann das Zweite über das Dritte nachgedacht – und es dann bekommen (lacht), das Vierte verhandelt – und es auch bekommen…
Beruflich haben wir uns immer unserer Familiensituation angepasst. Das ist vielleicht eher unkonventionell, wenn man es so sagen will.
Mein Mann und ich sind beide nicht Freund von zu viel Fremdbetreuung. Das passt nicht zu uns. Daher gab es immer wieder Veränderungen gerade in der Karriere meines Mannes. Die meisten “männlichen” Arbeitsplätze, die uns begegnet sind, waren nicht auf Dauer kompatibel mit unserer Familiensituation. Von der Rollenaufteilung her hatten wir bisher alles.
Die ersten Jahre war hauptsächlich mein Mann Brotverdiener. Ich als Freiberuflerin zwischen den Babypausen immer stundenweise.
Im zweiten Lebensjahr unserer Jüngsten hatte mein Mann ein Sabbatjahr. Das hat uns wirklich gutgetan.
Ich konnte mich komplett auf meine Arbeit konzentrieren, die mich gerade im letzten Jahr sehr vereinnahmt hat.
Mein Mann hat alles mit den Kindern gemacht, den Haushalt geschmissen viel am Haus und Garten gearbeitet uns regelmäßig warm bekocht (lacht). Er hat das erste Mal auch die Eingewöhnung übernommen – was bei den ersten Kindern meine Domäne war. Das war für mich nicht ganz einfach. Hat aber wunderbar geklappt. Und die Beziehung zwischen den Beiden merklich geprägt.
Momentan arbeiten und betreuen wir beide ungefähr zu gleichen Teilen. Mal sehen wie es in Zukunft kommt.
Gibt es aus deiner Sicht typische Beziehungskrisenklassiker, wenn man Kinder hat (z. B. Haushaltsführung, Absprachen, gute Ratschläge)? Wenn ja, welche wären das? Was könnte dabei helfen sie zu lösen? Was meinst du, wie würde dein Mann diese Fragen beantworten?
Absprachen sind super wichtig. Ganz klar. Mit klaren Absprachen lebt es sich leichter. Blöd nur, wenn man immer wieder vergisst sich abzusprechen. Oder Frau lieber abspricht als Mann….
Unterschiedliche Sichtweisen und ausgeprägtes Kontrollbedürfnis würde jetzt sicher mein Mann ergänzen. Aber ich frage ihn nicht (lacht).
Zu wenig Zeit ist auch ein Problem, dass wir noch versuchen in den Griff zu bekommen.
Und sicher insgesamt auch die verklärte Vorstellung von der Happy Family, die Immer mal wieder versucht sich breitzumachen.
Wie gesagt, es gibt halt einfach auch mal Regentage. Dann kramen wir eben die Gummistiefel raus.
Im letzten Blogbeitrag ging es um Beziehungsräume (mein Raum, dein Raum, unser Raum). Welche Haltung hast du diesbezüglich?
Eiskalt erwischt! Um ehrlich zu sein. Das habe noch nicht gelesen. Steht aber unbedingt auf der To-do Liste. Aus Zeitmangel komme ich oft nicht dazu Dinge zu lesen, anzuhören zu schreiben, so wie ich es gerne möchte.
Wenn ich jetzt nicht völlig falsch liege, könnte mein Raum das regelmäßig Treffen mit meiner „Mafia“ sein. Meine Mädels mit denen ich mich jeden Freitag zum Kaffee (und Sekt) treffe. Seit 11 Jahren. Komme, was wolle! Zur Not auch auf der Wochenstation.
Mein Mann dagegen ist gerne in seiner Werkstatt. Werkelt, krustelt räumt auf, keine Ahnung was er da macht.
Aber ebenso wie er meine Freitage noch nie infrage gestellt hat, käme es mir auch nicht in den Sinn, das Krusteln ernsthaft zu hinterfragen.
Gemeinsam ist das schon ein wenig schwieriger. Meist sind wir, auch wenn wir „ausgehen“ mit den Kindern unterwegs.
Zeit für Alleingänge als Paar bleibt tatsächlich eher wenig. Aber langsam werden die Großen schon etwas selbstständiger und ich bin mir sicher, wir werden uns ganz schnell umschauen, wenn die Kinder sich nicht mehr für uns interessieren. Bis dahin genießen wir die Zeit zu sechst!
Was möchtest du den Lesern noch unbedingt mit auf den Weg geben?
Verabschiedet auch von Perfektionismus. Nirgendwo ist alles perfekt. Glaubt nicht alles, was ihr seht!
Für eure Kinder ist es gut, wenn es euch gut geht. Also tut, was ihr für richtig haltet – und lasst alles andere bleiben.